Trollnatsch

Gipfeltreffen von Vernatsch und Trollinger auf der Heilbronner Hütte

Treffpunkt Zeinisjoch an der Grenze zwischen Tirol und Vorarlberg. Von hier geht es noch 2,5 Stunden den Berg rauf. Ziel ist die Heilbronner Hütte auf 2320 Meter. Auf diesem neutralem Boden treffen sich die Vernatsch des Jahres des Südtiroler Vernatsch Cups mit den Gewinnern des Trollinger Wettbewerbs aus Württemberg zum friedlichen Wettstreit.

Insgesamt 16 Weine haben es bis hier rauf geschafft – und 15 Kellermeister, Winzer, Touristiker und Journalisten von diesseits und jenseits der Alpen, die ihre besten „Heimatweine“ auf die Probe stellen.

Im 17. Jahrhundert kam der Vernatch als „Tirolinger“ nach Schwaben und wurde dort zum Nationalgetränk. Nach 2006 und 2009 war es das dritte Treffen dieser Art.

Und siehe da: Nachdem er die meisten „Schwabenweine“ vor Jahren noch als „glatt gebügelt und marmeladig“ belächelt hatte, zog Othmar Kiem, Organisator des Vernatsch Cups, jetzt vor manchem den Hut.

Er konstatierte eine erstaunliche Entwicklung. Selbst versierte Kellermeister wie Gerhard Sanin und Andrea Moser aus Kaltern, Florian Ebner aus dem Eisacktal oder Martin Heinrich, Initiator des Württemberger Trollinger-Wettbewerbs, taten sich schwer, blind einen Württemberg von einem Südtirol zu unterscheiden.

Dass die Entwicklung der beiden Sorten noch nicht zu Ende ist, machte Florian Unterthiner vom Eisacktaler Weingut Ebner deutlich: „Im Vernatsch steckt noch mehr.“ Gerhard Sanin von der Ersten + Neuen bezeichnete ihn als „modernen Wein“. Und Heidrun Hohl aus dem Weinsberger Tal zeigte am praktischen Beispiel, was die Württemberger „Trollinger-Evas“ für das „neue Image“ der Sorte tun.

Während aber die Schwaben zu ihrem Trollinger stehen und die Rebfläche mit 2.300 Hektar relativ konstant gehalten werden konnte, hat der Vernatsch in 

Südtirol in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung verloren und belegt nur mehr etwas mehr als 800 Hektar. Dabei wird die regionale Spezialität inzwischen von italienischen Weinkritikern mit Lorbeeren überschüttet.

Im Gegensatz zu alkohollastigen Muskelprotzen machen Vernatsch-Weine ganz einfach Spaß, hört man. Von einem „idealen Hüttenwein“, sprach auch Hüttenwirt Fredi Immler, „der passt einfach zu allem“. Auf seiner zwei Dutzend Positionen umfassenden Weinkarte dürften Vernatsch und Trollinger nie fehlen.